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Inklusion – Idee oder Ideologie?

Um was geht es bei der UN-Charta zur Inklusion?

Es geht darum, dass alle Kinder der Welt Zugang zur Bildung haben – es geht nicht um das, was bei uns in Deutschland als Inklusion angepriesen wird. Wir haben bzw. hatten eines der besten Hilfssysteme für behinderte Menschen auf der Welt, das jetzt im Zuge der Inklusionsdebatte – auch im Zusammenhang mit der Gemeinschaftsschule in BW – gefährdet ist. 

Hier sieht man, welche Menschen die UN-Charta im Fokus hat:

Meine Frau und ich besuchten im Sommer 2013 in Namibia ein Himba-Dorf; die Menschen leben auf einem äußerst niedrigen Lebensstandard und werden von Tourismusunternehmen mehr oder weniger ausgebeutet als Schauobjekte (auch wir fühlen uns in dieser Hinsicht schuldig) – Bildung eröffnet den Weg zu einem modernen Leben. Aber die nächste Schule ist sehr weit weg!!! Als ich in Namibia war, wurde mir so richtig klar, was Bildungsanspruch für alle bedeutet – nämlich die Alternative zwischen einem Leben in absoluter Armut (und das ist etwas anderes als Hartz 4) und der Chance auf Teilhabe am Leben. Aus unserer Sicht werden die Himba von Tourismusfirmen erbarmungslos ausgebeutet: für etwas Mehl sollen sie genau so weiterleben, die Frauen werden teils prostituiert (ein italienischer Reiseveranstalter bot an: Besuch im Himbadorf + Sex mit einer Himba). Die nächste Schule von „unserem“ Dorf liegt ca. 20km entfernt. Dorthin führt nur ein Fußpfad durch die Steinwüste oder der „Kalahari-Express“ (Eselkarren). Die Schule ist zwar kostenlos, aber nicht der Schulweg, die Unterrichtsmaterialien oder das Internat. Dort zu helfen: Das will die UN-Bildungscharta und nicht das, was gerade im Zuge der sogenannten Inklusion in Deutschland gemacht wird!!!

 Der Artikel 7 der UN-Konvention zur Rechte von Behinderten von 2006 sagt über Kinder mit Behinderungen:

„(1) Die Vertragsstaaten treffen alle erforderlichen Maßnahmen, um zu gewährleisten,
dass Kinder mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen Kindern alle  Menschenrechte und Grundfreiheiten genießen können.
(2) Bei allen Maßnahmen, die Kinder mit Behinderungen betreffen, ist das Wohl des  Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist.“

Weiter heißt es in Artikel 24:

„(2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die Vertragsstaaten sicher, dass
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden; dass
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem integrativen, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen getroffen werden;
d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird, um ihre erfolgreiche Bildung zu erleichtern;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Integration wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen
in einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Nun sieht man ja sehr deutlich, dass der Sinn dieser Konvention nicht darin liegt, behinderte Kinder unbedingt und ständig in der gleichen Klasse wie nicht behinderte Kinder zu unterrichten. Der Sinn liegt vielmehr im Schutz Behinderter! In der Regel lässt sich dieser Schutz und die Förderung in einem integrativen Modell weit besser verwirklichen als in einer inklusiven Einheitsbeschulung. Dies zeigt ein Blick in die Praxis. Keine Regelschule kann eine gleichwertige Förderung bieten, wie dies in Sonderschulen täglich praktiziert wird. Offensichtlich ist dies bei Kindern und Jugendlichen mit körperlichen Einschränkungen, aber selbst bei Schülern der Schule für Erziehungshilfe wird dies im Alltag eklatant deutlich: Oft sind diese Kinder nur über kurze Zeit in der Lage, mit 25-30 Gleichaltrigen zusammen arbeiten zu können; wenn sie aber dann wieder in einen geschützten Rahmen einer Außenklasse zurückkehren können, sind sie sehr wohl fähig, wieder etwas zu lernen.

Viele Menschen, die sich so sehr vehement für die vollkommene Inklusion einsetzen, können zu dieser Auffassung nur aus der Idee der unbedingten Gleichbehandlung aller Menschen kommen. Ungleiche aber gleich zu behandeln, gehört zu den schlimmsten Ungerechtigkeiten. Und so muss man leider konstatieren: Eine Idee ohne Wahrnehmung von  Realität verkommt zur Ideologie.


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